Die Herkunft
Hugo Fritz Freiherr von Habermann wurde am 9. September 1899 in Landshut geboren als zweiter Sohn von Gustav Freiherr v. Habermann, Major der schweren Reiter, und seiner Frau Gabriele, geb. Schenk Freiin von Stauffenberg.
Das Paar hatte bereits einen Sohn Philipp. Nach Hugo Fritz folgten die Töchter Wilma und Eleonore.
Die Habermanns stammen aus einem Geschlecht, das schon im 16. Jahrhundert im nördlichen Unterfranken und seit 200 Jahren auf Schloß Unsleben bei Bad Neustadt/Saale ansässig ist. Die Vorfahren fanden ihre Berufe als Offiziere und Juristen im Dienste der Würzburger Fürstbischöfe. In dieser Funktion wurden die Habermanns 1741 geadelt. Aus der Reihe der eher amusischen Berufe der Freiherren von Habermann scherte dann allerdings plötzlich einer aus. Es war der 1849 geborene Maler Hugo v. Habermann d. Ältere, Gustavs Bruder, also Habermanns Onkel.
Die Brüder Gustav und Hugo teilten Besitz, Wohnung und Verwaltung des Schlosses Unsleben. Auch wenn Gustav als Offizier an verschiedenen Orten stationiert war und Hugo als Professor der Münchner Akademie in München eine Wohnung hatte, blieb doch Unsleben stets der Hauptwohnsitz, der Treffpunkt von Hugo und Gustav und seiner Familie.
Das Wasserschloß Unsleben liegt im Tal zwischen Streu und Els, wo das „Licht weicher" ist, die Landschaft sanfter und die Gegensätze milder sind als z. B. in Oberbayern, wie Habermann seine Heimat gelegentlich charakterisierte.
Vielleicht ist es der Einfluß dieser Landschaft, die Habermanns tiefsitzende Abneigung gegen alles Laute, Krasse, Konstruierte, Expressive prägte und seinem Leben und Werk das überall spürbare Bedürfnis nach Verbindlichkeit und Harmonie gab. Er empfand als Maler die Linie stets als das Abgrenzende, Trennende und vermied sie, wo es ging. „Die Linie muß zurücktreten zugunsten der Fläche, die eine Harmonie, eine farbliche Harmonie, wiedergeben soll." Der Mensch Habermann hat bei aller Bereitschaft für strittige Themen und aller Streitlust nie einen Strich gezogen unter menschliche Beziehungen, sondern war im Gegenteil geschätzt als einer, der bei hitzigen Debatten mit einem einzigen Wort der Verbindlichkeit die „Luft entgiften" konnte.
In seiner Jugend fühlte sich Habermann mehr als zu Vater und Mutter zur Großmutter und vor allem zum Onkel hingezogen. Das Wesen der Eltern erschien ihm eher trocken und langweilig im Gegensatz zum farbigen des angesehenen und von der Münchner Kulturgesellschaft begehrten Maleronkels. Habermann suchte seine Nähe. Wann immer Hugo v. Habermann der Ältere in Unsleben weilte, war der kleine Neffe ihm zur Seite und fühlte sich wohl im Duft der Farben seines Ateliers. Habermann liebte und verehrte seinen Onkel sein Leben lang. Gelegentlich gab er ihn sogar als seinen Vater aus oder er verbesserte diejenigen Leute nicht, die den Onkel mit dem gleichen Namen und Beruf für seinen Vater hielten. „Es ist zu sagen, daß in meiner Kindheit der Reiz der Landschaft und der Einfluß meines Onkels mich zur Malerei angeregt haben."