Zuletzt das Gefühl

Es ist auffällig, daß Habermann sehr selten seine Bilder signierte und fast nie datierte. Er äußerte, daß ein Bild nie fertig sei. Und das war nicht kokett daher gesagt. Er nahm sich seine Gemälde immer wieder vor, korrigierte, aktualisierte. Er machte nicht rasch unter eine Sache einen Strich, sei es als Abschluß einer menschlichen Beziehung, sei es als Signatur unter ein Bild.

Stilleben in Franken / 1979 / Öl auf Leinwand / 85 x 100 cm

Um so merkwürdiger ist es, daß er eines seiner letzten Bilder, das auf den ersten Blick so unfertig aussieht, durch Signatur und Datierung als abgeschlossen kennzeichnete.

Dieses „Stilleben in Franken" zeigt einen expressiven, ungehemmt gefühlsbeladenen Pinselduktus, ein unwilliges Eingeständnis von Emotion, die die Zeitnot diktierte. Es ist, als wollte Habermann die Maxime seines Lebens hier in einem höheren Sinn endgültig erklären: „Das Gefühl kommt zuletzt."

Habermann liebte aber das Endgültige nicht, das ihm Begrenzung und abschließende Festlegung bedeutete. Er wollte stets offen bleiben für Neues und Besseres. Er hielt seine Suche nach dem Wahrhaftigen für nie ganz erreicht. Diese menschliche Qualität der Bescheidenheit, verbunden mit seiner künstlerischen Intensität bezeichnen Habermanns Werk und zeichnen es aus.

Im Haus in Rieden erlitt Habermann in der Nacht vom 1. zum 2. Januar 1981 einen Schlaganfall. Er starb an den Folgen am 30. Januar. Er wurde in der Familiengruft der Freiherrn von Habermann in Unsleben, seiner Heimat, beigesetzt.